“Die Milch machts!”

…So klingt ein Werbeslogan aus den 80er und 90er. Mit “Milch ist meine Stärke” haben Stars wie Barbara Schöneberger, Miroslav Klose oder Yvonne Catterfeld in den 2000ern geworben. Noch besser gefällt mir das Lied von Paul Kuhn aus den 50ern. Darin heißt es so schön “Milch macht müde Männer munter – Milch macht Männern Mut – Und mix ich noch nen kleinen Klaren drunter, dann schmeckt das Zeug nochmal so gut” Ups… das ist jetzt für meine Seite politisch nicht ganz korrekt… egal… Auf jeden Fall zeigt dies, dass Milch berechtigterweise zu einem unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel gehört. Warum eigentlich? Ist sie tatsächlich so wertvoll? In letzter Zeit hört man immer öfter, dass Milch gar nicht so gesund sei, die Laktose verursache Bauchschmerzen, sie soll sogar für Hautunreinheiten verantwortlich sein. Meine Großmutter dagegen sagte immer, dass Milch eine schöne Haut macht. Was nun? Ist die Milch nun gut oder nicht?

In der Milch sind wichtigste Nährstoffe enhalten

Jahrtausendelang lieferte Milch den Menschen die wichtigsten Nährstoffe. Besonders zu Zeiten, als sich die Menschen nur wenig oder gar kein Fleisch leisten konnten, wäre eine gute Ernährung ohne Milch nicht denkbar gewesen. Milch und Milchprodukte gelten heute als wichtigste Kalziumquelle. Das Kalzium daraus kann der Körper besonders gut verwerten, um es in Knochen und Zähne einzulagern und deren Festigkeit zu erhalten.  Unersetzlich ist die Milch somit im Kindesalter bzw. im Wachstum. Kinder sollten täglich etwa 3 Portionen Milch und Milchprodukte wie Joghurt, Käse, Buttermilch oder Quark essen.

Neben Kalzium enthält Milch besonders viel hochwertiges Protein, Magnesium, B-Vitamine, Jod und Zink. Das darin enthaltene Milcheiweiß ist für den Körper sehr gut verwertbar (das bedeutet, dass Körpereigenes Eiweiß gut aufgebaut werden kann) und das Milchfett ist leicht verdaulich.

Soweit hört sich das ja ganz gut an. Ein Glas Milch am Morgen und der Tag ist gerettet. Wie gesagt: “die Milch machts!”

Doch ist Milch gleich Milch?

“Wenn wir von Milch reden, meinen wir diese weißen Flüssigkeit, oft ein Mix von tausenden, nicht wesensgemäß gefütterten Tieren, die hocherhitzt, zentrifugiert, fettkettenzerstört, entrahmt und über Monate haltbar gemacht wurde” – so die TV-Köchin Sarah Wiener in einem Interview. Das ist jetzt eine sehr harte und pauschalierte Formulierung, der ich nur bedingt zustimmen kann.  Ich denke, dass Sarah Wiener mit dieser überspitzten Aussage eher wachrütteln will, damit der Verbraucher genauer hinschaut, was er isst und trinkt.

Unsere Supermarktmilch, die wir bequemerweise in Tetrapacks Zuhause wochenlang ohne Kühlung lagern können, ist nicht mehr mit der Rohmilch direkt von der Kuh vergleichbar. Weder im Geschmack noch in den Inhaltsstoffen.

Durch die Verarbeitung werden die Keime in der Milch abgetöten, aber auch die Eiweißstruktur verändert. Diese veränderte Eiweißstruktur verurasacht bei manchen Menschen Probleme.

Homogenisiert wird die Milch, damit es für uns bequemer ist. Die Fettmoleküle werden so fein zerschlagen, dass die Milch nicht mehr “aufrahmen” kann. D.h. das Milchfett, bzw. die Sahne schwimmt nicht mehr oben auf, sondern bleibt homogen in der Milch. Du brauchst also die Milchflasche nicht zu schütteln, bevor du etwas entnimmst. Unser Körper kann allerdings mit diesen unnatürlich feinen Fettmoleküle nicht umgehen. Daher steht homogenisierte Milch derzeit im Verdacht, die Darmschleimhaut zu schädigen.

Milch von der Milchtankstelle

Viele Bauern haben inzwischen auf ihrem Hof eine sogenannte “Milchtankstelle” wo du rund um die Uhr deine Milch am Automaten holen kannst. Dort siehst du wie die Kühe gehalten werden und wie der Bauer arbeitet. Wenn hygienisch einwandfrei gearbeitet wird und die Kühe artgerecht gehalten und gepflegt werden,  ist die Milch nicht mit krankmachenden Keimen belastet. Der Bauer wird nach der Keimbelastung in der Milch bezahlt und ist aus wirtschaftlicher Sicht auch daran interessiert, keine krankmachenden Keime in der Milch zu haben. Wenn du aber ganz sicher sein willst, dass deine Milch keimfrei ist, solltest du die Milch kurz bis zum Siedepunkt erhitzen, bevor du sie trinkst. Schwangere, Kleinkinder und alte, kranke Menschen sollten dies bei Rohmilch aus Sicherheitsgründen immer tun.

Ich selbst komme aus einem Milchviehbetrieb und weiß daher, dass bei jeder Kuh die Milch geprüft wird, bevor sie gemolken wird: Das Euter wird sauber gewaschen. Für jede Kuh wird ein frischer, sauberer Lappen verwendet. Danach wird aus jeder Zitze von Hand die erste Milch in einen extra Eimer gemolken. Dabei ist sofort sichbar, wenn die Milch nicht einwandfrei ist. Erst dann wird mit der Melkmaschine gemolken. In guten Betrieben wird dies auch so gehandhabt. Frag beim Bauern nach. Gute und saubere Rohmilch kannst du im Kühlschrank bis zu 5 Tage lagern – vorausgesetzt die Kühlkette wurde nicht unterbrochen.

Vorzugsmilch

Nicht jeder hat das Glück, eine Milchtankstelle in der Nähe zu haben. Im Supermarkt bekommst du inzwischen auch abgepackte Rohmilch, welche unter dem Namen “Vorzugsmilch” verkauft wird. Bei Vorzugsmilch handelt es sich um abgepackte Rohmilch aus besonders kontrollierten Betrieben.  Für die Erzeugung von Vorzugsmilch gelten strenge Vorschriften, sowie mikrobiologische Kontrollen der Milch. Diese Milch muss vor dem Verzehr nicht mehr abgekocht werden. Durch die strengen Kontrollen ist die Wahrscheinlichkeit, dass du eine Infektion aufgrund von Keimen bekommst, nochmals auf ein Minimum reduziert.

Milchfett reduzieren

Rohmilch oder Vorzugsmilch hat aufgrund seiner Naturbelassenheit einen viel höheren Fettgehalt und ist daher sehr nahrhaft. Sie zählt deshalb nicht als Getränk, sondern als Nahrungsmittel. Wenn du den Fettgehalt etwas reduzieren möchtest, dann schöpfe einfach die Sahne ab. Stelle deine Milchflaschen in den Kühlschrank. Nach kurzer Zeit setzt sich die Sahne oben sichtbar ab. Jetzt kannst du sie ganz einfach entnehmen und als Sahne zum Kochen oder Backen verwenden.

Im Handel gibt es auch viele fettarme Milchprodukte zu kaufen. Vereinzelt gibt es auch Diätprodukte mit unter 1% Fett. Aber ACHTUNG: hier wird oft die Zuckermenge zugunsten des niedrigen Fettgehaltes erhöht. Ein fettarmer Fruchtjoghurt oder Fruchtbuttermilch hat manchmal erheblich mehr Kalorien als sein natürliches Pendant. Ein Blick auf die Zutatenliste gibt dir hier Aufschluss. Die beste Joghurt-Alternative ist übrigens ein Naturjoghurt, welchen du mit frischen Früchten oder etwas Marmelade oder einem Müsli “aufpeppst”

Milchzucker – Laktose

Viele Menschen klagen über Bauchschmerzen oder Blähungen nach dem Verzehr von Milch. Es wird geschätzt dass rund 10% der Deutschen eine Laktoseintoleranz haben.

Milchzucker, oder Laktose ist ein Zweifachzucker der aus Glukose und Galaktose besteht. Bevor der Zucker für den Körper verwertbar ist, muss er in der Dünndarmschleimhaut zu Einfachzucker gespalten werden. Dafür benötigt der Körper das Enzym Laktase. Wenn dieses Enzym nicht oder nicht ausreichend vorhanden ist, kann die Laktose nicht gespalten werden und vergärt im Dickdarm. Viele Menschen meinen, eine Laktoseintoleranz zu haben, weil sie die Industriemilch nicht vertragen. Ich habe hier schon viele Rückmeldungen erhalten, dass Rohmilch oder Vorzugsmilch sehr gut vertragen wird, die industriell verarbeitete Milch dagegen nicht. Für mich klingt das sehr logisch…

Milch schützt vor Allergien

Milch hat noch ganz andere positive Wirkungen, welche aktuell in einer Studie am Haunerschen Kinderspital in München ausgetestet werden soll:
Sie soll vor Allergien schützen! Aber eben nicht die industriell verarbeitet milchähnliche Flüssigkeit, sondern keimfreie Rohmilch.
Naturbelassen, und nur leicht erhitzt soll sie Kleinkindern direkt nach dem Abstillen nach der Muttermilch gegeben werden und so das Immunsystem stärken. Die Enstehung von Allergien soll so verhindert werden.

Fazit:

Die Milch ist nach wie vor sehr gesund und du solltest sie auch täglich genießen. Besonders für Kinder ist Milch und Milchprodukte wie Käse, Buttermilch, Frischkäse und Joghurt sehr wichtig, weil sie für ein gesundes Knochenwachstum und gesunde Zähne sorgt. Achte aber darauf, dass deine Milch von Kühen stammt, die artgerecht gehalten und gefüttert wurden und dass deine Milch so naturbelassen wie möglich ist.

Meine Tipps für deinen Milchgenuss

– Milch und Milchprodukte sollten täglich auf deinem Speiseplan stehen.

– Kaufe deine Milch direkt vom Bauern an einer Milchtankstelle. Beachte, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

– Wenn du keine Milchtankstelle in der Nähe hast, kaufe Vorzugsmilch oder Milch die so wenig wie möglich industriell verarbeitet wurde.

– reduziere den Fettgehalt der Milch, indem du die Sahne abschöpfst und diese anderweitig verwendest.

– achte bei fettreduzierten Milchprodukten auf den Zuckerzusatz. Besonders Fruchjoghurt oder Fruchtbuttermilch enthält viel Zucker.

– achte beim Käse auf den Fettgehalt in der Trockenmasse, damit du nicht unbewusst zu viele Fettkalorien zu dir nimmst.

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Über die Autorin

Stefanie Dehn

Hallo, ich bin Stefanie Dehn aus der Nähe von Heilbronn. Schon immer habe ich mich für gute, regionale Lebensmittel und eine ausgewogene Ernährung interessiert.

Als ausgebildete Ernährungsberaterin liegt mir dabei besonders das Urgetreide am Herzen. Schon lange habe ich meine Küche komplett auf Urgetreide umgestellt und bin von den wertvollen Inhaltsstoffen, der guten Verträglichkeit und dem tollen Geschmack begeistert.

Mein Wissen über Urgetreide – wie es im Körper wirkt, welche Vorteile es dir bringt, wie du es anwendest und was du alles daraus machen kannst – all das möchte ich gerne mit euch teilen.