Der Waldstaudenroggen ist eine sehr alte Getreidesorte, die vermutlich aus dem vorderen Orient stammt. In einigen Regionen wird er auch Johannisroggen genannt. Genau wie andere Urgetreidearten auch, gerieht der Waldstaudenroggen beinahe in Vergessenheit, weil der Ernteertrag gegenüber dem heutigen Zuchtroggen viel geringer ist. Der Wunsch nach alternativen Getreidesorten, aromatischen Backwaren und Geschmacksvielfalt bei Brot und Brötchen gibt dem Waldstaudenroggen zu Recht einen neuen Auftritt.

Aussehen und Wachstum

Der Waldstaudenroggen gehört zur Familie der Gräser.

An den langen filigranen Ähren wachsen die kleinen Körnchen des Waldstaudenroggens. Die Ähren sind mit langen Grannen bewachsen.

Der Waldstaudenroggen ist sehr anspruchslos und wächst selbst auf kargen Böden. Auch Frost macht dem Waldstaudenroggen nicht zu schaffen, weshalb er auch auf bis zu 2.000 m Höhe wächst und gedeiht.

Ursprünglich wurde der Waldstaudenroggen erst im Juni um den Johannistag am 24. Juni ausgesät, weshalb er vielerorts auch den Namen Johannisroggen trägt.

geringe Erntemenge – hoher Nährstoffgehalt

Die Erntemenge dieses Urroggens liegt bei ca. 50% des Zuchtroggens.
Außerdem ist der Waldstaudenroggen eine 2-jährige Getreidepflanze, welche erst im 2. Jahr des Anbaus Ertrag bringt.   D.h. im ersten Jahr bringt er gar keinen Ertrag und wird vor der Ährenbildung abgemäht.
Dieser Schnitt wird als Viehfutter verwendet. Nach dem 1. Schnitt treibt die Pflanze neu aus und überwintert. Erst im nächsten Jahr kann das Getreide gedroschen werden und in der Mühle zu Mehl verarbeitet werden.

Waldstaudenroggen

 

Hoher Wuchs

Der Waldstaudenroggen wächst auf dem Feld extrem hoch – bis zu 2 m. Diese Eigenschaft bringt den Vorteil, dass die Ähre unempfindlich gegen Krankheiten ist.
Die Ähren sind weit vom Erdboden entfernt, so dass bei Regen aufgewirbelte Pilzsporen nich so leicht auf die Frucht gehen können.
Wenn vor der Ernte die Getreidepflanzen ins Lager gehen (sie kippen um) liegen sie auf einer dicken Strohmatratze und können durch die gute “Unterlüftung” trotzdem gesund heranreifen.
Der Anbau des Waldstaudenroggens bringt für die Bodenbeschaffenheit ein weiterer Vorteil. Er  hat ein kräftiges und feines Wurzelsystem, welches das Ackerprofil durchdringt.
Somit sorgt er für einen lockeren Boden, der sich im darauffolgenden Jahr wunderbar zum Gemüseanbau eignet.

Getreidekörner

Die Getreidekörner des Waldstaudenroggens haben typischerweise ein grünliche Farbe, sie sind jedoch in vielen verschiedenen Schattierungen vorhanden.
Von ganz hell bis zu sehr dunklem grün können alle Schattierungen vorhanden sein. Auch die einzelne Korngröße kann bei diesem Urroggen stark variieren.
Waldstaudenroggen

wertvolle Inhaltsstoffe

Der Waldstaudenroggen wird besonders für seinen sehr hohen Werte an Ballaststoffen und Mineralstoffen geschätzt. Er weist rund 50% mehr als der übliche Zuchtroggen auf.

Ebenfalls sehr hohe Wert an essentiellen Aminosäuren, Proteinen, Spurenelemente und B-Vitamine zeichnen den Waldstaudenroggen aus.
Somit kann er durchaus einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten.

Verarbeitung

Waldstaudenroggen wird hauptsächlich zu Vollkornmehlen verarbeitet und eignet sich sehr gut zur Herstellung von aromatischen Broten. Das Mehl verleiht dem Brot eine  kräftige dunkle Farbe
Der Urroggen hat einen würzigen, leicht erdigen Geschmack, welcher sich während der Backphase intensiviert.

Brote aus reinem Waldstaudenroggen sollten vorzugsweise in der Backform gebacken werden. Der Teig ist klebriger und schwerer zu handhaben, was die Herstellung eines freigeschobenen Brot schwieriger macht. Mit dem richtigen Rezept, Know-How und evtl. durch mischen mit anderen Getreidearten lassen sich mit Waldstaudenroggen köstliche und lockere Urgetreide-Spezialitäten herstellen.

 

Waldstaudenroggenbrot serviert                 Waldstaudenroggenbrot in der Backform

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Über die Autorin

Stefanie Dehn

Hallo, ich bin Stefanie Dehn aus der Nähe von Heilbronn. Schon immer habe ich mich für gute, regionale Lebensmittel und eine ausgewogene Ernährung interessiert.

Als ausgebildete Ernährungsberaterin liegt mir dabei besonders das Urgetreide am Herzen. Schon lange habe ich meine Küche komplett auf Urgetreide umgestellt und bin von den wertvollen Inhaltsstoffen, der guten Verträglichkeit und dem tollen Geschmack begeistert.

Mein Wissen über Urgetreide – wie es im Körper wirkt, welche Vorteile es dir bringt, wie du es anwendest und was du alles daraus machen kannst – all das möchte ich gerne mit euch teilen.